Sängerwettstreit
Vera-Lotte Böcker siegt bei "Vokal genial", Tobia Hell
<link file:692 _blank download pdf-download>Münchner Merkur, 29.10.15 (PDF-Download)
Nachdem man erst vor kurzem beim ARD-Musikwettbewerb den hoffnungsvollen Opern-Nachwuchs preisgekrönt hatte, wartete mit „Vokal genial“ nun der nächste Sängerwettstreit in München. Doch während beim Publikum schon im Laufe des Finales klar zu hören war, wie die Sympathien verteilt waren, wurde von den Juroren ungewohnt lang diskutiert. Die Frage, ob es eine schwere Entscheidung gewesen sei, kommentierte der Juryvorsitzende Peter Schreier aber trotzdem kurz und bündig: „Für mich nicht!” Und offenbar auch nicht für das Publikum im BR-Funkhaus und für das Rundfunkorchester, die ihre Sonderpreise ebenfalls mit großer Mehrheit der strahlenden Siegerin Vera-Lotte Böcker zusprachen.
Mit Recht, denn wo bei den meisten ihrer Konkurrenten der Text der musikalischen Linie geopfert wurde, verstand es die Sopranistin, ihren Figuren Seele zu geben. Sei es Donizettis kokette Norina, bei der sie die Koloraturenperlen ließ, oder die aus anderem Holz geschnitzte, duldende Micaëla aus Bizets „Carmen“. Deren Arie hatte bei allen drei Sängerinnen des Finales auf dem Programm gestanden und erlaubte so den objektivsten Vergleich.
Mehr Abwechslung gab es dagegen bei den Herren, obwohl auch hier mit Ausnahme von Seokhoon Moon, der weder bei Boito noch bei Gounod einen allzu dämonischen Mephisto gab, die Tenöre dominierten. Drei junge Koreaner auf der Jagd nach dem hohen C, von denen letzten Endes Sangmin Jeon als lyrisch gefärbter Don José am meisten überzeugte. Er sicherte sich mit einer emotionalen Wiedergabe von Cileas „È la solita storia del pastore“ den zweiten Platz vor seiner Landsfrau Jiyoung Shin.
<link file:777 _blank download file>mp3 - BR Mediathek, 28.10.15
<link file:829 _blank download file>Kritik Opernglas, Dezember 2015 (PDF-Download)