Der Bariton Dietrich Henschel ist ein Sänger, dessen Repertoire von den barocken Anfängen der Oper bis zur Avantgarde reicht. Seit dem Beginn seiner Laufbahn widmet sich der Sänger vornehmlich großen, zentralen Darstellerpartien der Oper. Sein Debut bei der Münchener Biennale bestand in der Titelrolle der Oper Le Precepteur von Michele Reverdy (nach dem Hofmeister von Johann Jakob Lenz), die wichtigsten Partien in den Jahren seines ersten und einzigen Festengagements an der Oper in Kiel waren neben den Klassikern Papageno und Figaro-Graf die Rollen Pelleas in Debussys Oper Pelleas et Mélisande, Monteverdis Orfeo und Henzes Prinz von Homburg.
Seine internationale Karriere nahm ihren Ausgang mit Busonis Dr. Faust in Lyon und wiederum Henzes Prinz von Homburg an der Deutschen Oper Berlin. Es folgten Engagements an die meisten der bedeutenden europäischen Opernhäuser in Rollen aus allen Bereichen der Opernliteratur: u.a. Rossinis Il Barbiere di Siviglia, Wolfram in Wagners Tannhäuser", Monteverdis Il Ritorno d'Ulisse in Patria, Kreneks Karl V., Mozarts Don Giovanni, Beckmesser in Wagners Die Meistersinger von Nürnberg , Bergs Wozzeck und Dr.Schön in seiner Oper Lulu, Enescus Oedipe, Pelleas und Golaud in Debussys Pelléas et Mélisande, Nick Shadow in Strawinskys The Rake's Progress, aber auch Eisenstein in der Fledermaus oder Florestan in Messagers Operette Veronique. Bei der Uraufführung von Trojahns Oper Orest in Amsterdam sang Dietrich Henschel die Titelrolle und am Teatro Massimo in Palermo debutierte er mit der Rolle des Kunrad in der Oper Feuersnot von Richard Strauss.
Neben dem Operngesang ist für Dietrich Henschel sowohl der Liedgesang - durch zahlreiche CD-Veröffentlichungen und Konzerte dokumentiert - als auch der Oratoriengesang ein bedeutendes Betätigungsfeld; bei letzerem nimmt insbesondere die Musik Johann Sebastian Bachs einen besonderen Stellenwert ein. Aufnahmen mit den bedeutendsten Dirigenten der Barockmusik - von John Eliot Gardiner bis Phillipe Herreweghe und Nikolaus Harnoncourt legen davon Zeugnis
Mit dem Deutschen Lied befasst sich Dietrich Henschel auf vielfältige Weise; die visuelle Umsetzung des emotionalen und literarischen Gehaltes der Lieder führte zur theatralischen und multimedialen künstlerischen Auseinandersetzung sowohl im Bereich Theater als auch im Film. 2010 entstand das Projekt Wenn ich sein Antlitz sehe, eine Theateradaption von Schuberts Schwanengesang, die an verschiedenen europäischen Bühnen wie La Monnaie, Komische Oper Berlin, oder Theater an der Wien zur Aufführung gelangte. Sein bisher größtes interdisziplinäres Projekt ist Irrsal- Tryptichon einer verbotenen Liebe, ein Filmprojekt (Regie: Clara Pons), das das Spannungsfeld Liebe-Schuld-Sühne in den Orchesterliedern Hugo Wolfs nach Gedichten von Eduard Mörike zum Thema hat. Das Irrsal-Projekt (english title: Forbidden Prayers), in dem der Film im Rahmen von Live-Konzerten vorgeführt wird, hatte seine erfolgreiche Premiere im September 2013 in der Tonhalle Düsseldorf. Ein ähnliches Projekt auf der Basis der Wunderhorn-Lieder von Gustav Mahler wurde im März 2015 in Brüssel uraufgeführt.